Dienstag, 7. Oktober 2014

László Moholy-Nagy - Ausstellung im Bauhaus-Archiv

Als Pionier einer multimedialen und konzeptionellen Kunst war László Moholy-Nagy einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Neben seinen Arbeiten aus den 1920er bis 1940er Jahren präsentiert nun das Bauhaus-Archiv Werke von Gegenwartskünstlern wie Olafur Eliasson oder Eduardo Kac präsentiert, die Moholy-Nagys Ideen aufgreifen. Moholy-Nagy setzte sich praktisch und theoretisch mit den Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Medien und Sinnen auseinander und experimentierte intensiv mit Film und Fotografie. Rund 300 Exponate ─ von Gemälden und Skulpturen über Fotografien, Fotogramme und Grafiken bis hin zu Filmen und Bühnenentwürfen, Licht- und Geräuschinstallationen, Tasttafeln und Handskulpturen sowie Publikationen ─ geben einen multisensorischen Zugang zu Moholy-Nagys Werk. Er lehrte von 1923 bis 1928 am Bauhaus und ab 1937 bis zu seinem Tod 1946 in Chicago, zunächst als Direktor am New Bauhaus und ab 1939 an der School of Design, dem späteren Institute of Design. Die Ausstellung vermittelt Schüsselthemen in Moholy-Nagys Kunst, die eng mit der Lebensreformbewegung und biozentrischen Ansätzen der 1920er Jahre verbunden sind. Moholy-Nagy ging davon aus, dass in einer zunehmend technisierten modernen Welt nur die Integration aller menschlichen Sinne und des Intellekts die organische Entwicklung des Individuums ermögliche. Sowohl in den alten und neuen Medien, der Hoch- und Populärkultur, den Künsten und den Wissenschaften sah er hierfür Potentiale und erweiterte den Blick über die fünf Sinne des Sehens, Hörens, Fühlens, Schmeckens und Riechens hinaus auf den Bewegungs- und Tiefensinn. Neue Technologien sollten der Erweiterung der menschlichen Sinnesorgane dienen, Hierarchien in der Wahrnehmung und den Medien lehnte er ab. Kunst betrachtete Moholy-Nagy als Information und alle Medien als mögliche Mittel zur Umsetzung einer künstlerischen Idee. Zentrale Aspekte seines Werks wie Interdisziplinarität, Multimedialität und multisensorische Wahrnehmung, das Neue Sehen, Immersion und Partizipation, Transparenz, Reflektion und Bewegungen werden unter diesem Fokus näher beleuchtet. Die Präsentation seiner Entwürfe des „Kinetischen konstruktiven Systems“ (1922-28) verdeutlicht Moholy-Nagys Rolle als Vorreiter einer partizipatorischen und immersiven Kunst. Seine Emaille-Serie (1922-23), auch als Telefonbilder bekannt, macht seine Bedeutung als Pionier einer konzeptionellen Medienkunst deutlich, da er mit diesen Arbeiten in gewisser Weise digitale Kunstformen vorwegnahm. In „Sensing the Future: László Moholy-Nagy, die Medien und die Künste“ werden darüber hinaus mehrere Filme Moholy-Nagys gezeigt sowie Gemälde, Fotogramme und Fotografien, in denen Licht zum Rohmaterial seiner Kunst wird. Arbeiten von Gegenwartskünstlern wie die „Aromapoetry“ (2011) von Eduardo Kac oder Olafur Eliassons „Suntrackers“ (2014) setzen Moholy-Nagys Ansätze fort; andere Künstler realisierten für die Ausstellung als Hommage an den visionären Universalkünstler einige seiner unverwirklichten Konzepte, wie zum Beispiel Lancelot Coar und Patrick Harrop mit ihrem Versuch, Moholy-Nagys Idee eines mehrdimensionalen Polykinos zu verwirklichen. (Quelle: Pressemitteilung Bauhaus-Archiv)

Publikation: Oliver Botar, Sensing the Future: Moholy-Nagy, die Medien und die Künste, Lars Müller Verlag (Zürich), ca. 200 Seiten mit ca. 400 Abbildungen, ISBN 978-3-03778-434-1 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-03778-433-4 (englische Ausgabe), Preis: 35 Euro.

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